Es geht diesmal nicht um „Camper-Typen“ – also Fahrzeugmodelle, sondern um die menschliche Gattung des Campers. Und so sind wir auf einen lesenswerten, humorvollen und zutreffenden Artikel im Husumer Tageblatt vom 19.05.2025 aufmerksam geworden. Diesen Artikel wollen wir gerne mit euch teilen.

Bunt, schräg und so liebenswert: Auf dem Campingplatz kommen Instagram-Ästhetiker und andere Spezialisten zusammen.
Man sieht sie schon von Weitem: die Karawane der Freiheitsfanatiker, die mit Wohnmobil und Campingstühlen die Landstraßen erobern. Ihr unerschütterlicher Glaube an die Kraft der besockten Ledersandale wird jedes Jahr verlässlich zum Sommertrend. Camper – sie sind eine Spezies für sich, irgendwo zwischen Abenteurer, Ordnungsfanatiker und Naturromantiker.
Doch wer sind diese Menschen, die freiwillig in einer fahrenden Mikrowelle urlauben, während andere sich in mehr oder weniger gemütlichen Hotelbetten räkeln? Ein Blick auf diese geheimnisvolle und gelegentlich schräge Welt zeigt: Hier tummelt sich alles, vom hippen Gen-Z-Influencer bis zu älteren Modellen mit Gießkanne.
Der „Instagram-Camper“: Da ist zunächst der Typ „Instagram-Camper“ mit seinem perfekt gestylten Van, natürlich entweder Vintage T-4 oder nagelneues Haus auf Rädern. Mit dem Sonnenuntergang im Rücken versetzt er nicht nur sich selbst, sondern auch seine Follower in Ekstase.
Er ist ein relativ neues Phänomen, doch man erkennt ihn schnell: Er trägt Leinenhemden, hat einen „handgeknüpften“ Makramee-Vorhang am Fenster und fotografiert sein Granola-Quinoa-Leinsamen-Superfood-Müsli in der Schale, während er „#Vanlife“ auf Instagram postet.
Wie man das Wasser wechselt, eine undichte Leitung flickt oder einen Dachträger anbringt, weiß er nicht. Immerhin hat er aus #Überzeugung Werbung für ein Solarpanel gemacht, das er nie benutzt.
Denn seien wir ehrlich: Der Akku reicht gerade für die Kaffeemaschine, aber die #Ästhetik muss stimmen. Doch man muss diesen wandelnden Werbetafeln auch etwas lassen: Obwohl sie der fleischgewordene Albtraum vieler anderer Camper sind, sorgen sie mit ihrer unerschütterlichen Präsenz dafür, dass junge Menschen Lust auf Camping und Natur haben. Und das hat die Jugend heutzutage bitter nötig!
Der „Profi-Camper“: Der ästhetische, aber leider unfähige Nachbar wird vom „Profi-Camper“ nur missbilligend in Augenschein genommen. Er selbst kann die Ausrüstung samt Frau und Kinder mit einer Präzision in den VW Passat bugsieren, dass selbst die Bundeswehr neidisch wird. Dieser Camper hat für jede Situation das passende Gadget: ein multifunktionales Taschenmesser, das auch als Flaschenöffner, Zahnstocher und Kompass dient, oder ein Zelt, das sich in Sekunden selbst aufbaut und niemand außer ihm wieder zusammenbauen kann. Er liebt es, stundenlang über die Vorzüge von Gas- versus Spirituskochern zu diskutieren, egal ob man darauf gerade Lust hat, oder nicht – man ist ja schließlich Nachbar. Während er sich im Anschluss mit einem wohlverdienten Hopfengetränk in seinem Campingstuhl fläzt, schreien seine Kinder den halben Platz zusammen. Die Gattin bereitet, wie jeden Abend, die Beilagen für das Abendessen vor, denn am Grill ist nur Platz für einen!
Diesen Campern muss man Respekt zollen: Sie haben immer Kohle und Senf übrig, wenn man es braucht, können Schrauben und Hebel in Sekundenschnelle lösen und wissen aus dem Kopf, welche Tankstellen im Umkreis von 300 Kilometern die günstigsten sind. Einfach gesagt sind diese Camper wie Duschen für viele Teenager: teilweise lästig, insgesamt aber eine Bereicherung für alle um sie herum.
Die „Nostalgie-Camper“: Die einzigen, die den Herrn von gegenüber mit dem Bierbauch und den lauten Kindern nicht zum Überleben brauchen, sind die „Nostalgie-Camper“. Sie nennen einen alten, aber akribisch gepflegten Wohnwagen ihr Eigen, vor dem man sie auch grundsätzlich immer antrifft. Hier tönt das Transistorradio ganztägig auf voller Lautstärke, während sie liebevoll die gleichen Petunien gießen, die sie auch auf dem heimischen Balkon haben. Hier gilt sowieso immer: „Alles beim Alten, nur die Aussicht ist schöner!“
Für das Wochenende oder gleich den ganzen Monat packen sie regelmäßig ihr gesamtes Hab und Gut zusammen und bauen es auf dem Stammplatz wieder auf. Der Fernseher? Kommt mit! Die 100 Engel-Figuren aus Porzellan? Kommen mit! Sie waren gefühlt schon immer dort, und das wird auch so bleiben, denn obwohl sie nun im Urlaub sind, ist es Zuhause am Ende doch am schönsten.
Und dafür muss man ihnen dankbar sein! Urlaub macht Spaß und bringt Ablenkung vom Alltag, das ist klar. Doch niemand kann leugnen, sich über ein bisschen Heimat hier und da zu freuen – selbst wenn es nur Petunien oder Engel sind.
Die „Extrem-Camper“: So viel Ballast wie bei den Alten mit ihrer Oma-Musik gibt es bei den „Extrem-Campern“ nicht! Wettbewerbe im schnellsten Zeltaufbau – natürlich bei Sturm – oder das Anzünden eines Lagerfeuers mit nichts als einem Feuerstein und einem nassen Socken sind für sie das Lebenselixier. Und nicht zu vergessen: das „Camper-Quetschen“, bei dem man den Wohnwagen auf den Millimeter genau zwischen zwei Bäume manövrieren muss – natürlich ohne Rückfahrkamera. Die Petunien der Nachbarn? Rennbahnmarkierungen!
Diese Camper lieben die Herausforderung und scheuen sich nicht, für Andere zu einer zu werden. Sie sind sozusagen die Fitnesstrainer dieser ganz besonderen Welt und verdienen alleine dafür Applaus, wie viel Energie sie in ihr Hobby stecken. Sie spornen an und inspirieren ihre Mitcamper, wie sie nur können – wenn auch manchmal nur zu einem Platzwechsel.
Das Fazit: Auch wenn eigentlich jeder von ihnen einen eigenen Platz verdient hätte, treffen sich die Bewohner dieses faszinierenden Mikrokosmos Campingplatz jeden Tag und schaffen es trotz aller Widrigkeiten, friedlich zu koexistieren. Denn am Ende sind sie alle eines: Camper.
Sie sind bunt, schräg und spießig zugleich – Und genau das macht sie so liebenswert! Und wer weiß: Vielleicht steckt in jedem von uns ein kleiner Camper, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden.Quelle: Husumer Tageblatt vom 19.05.2025, Matti Gerstenlauer
Humorvoll und auch überspitzt, aber an der Realität sehr nah dran, oder!? Tja, wir Camper sind schon besondere Typen ☺️🫶
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