8 Tipps für Womo-Einsteiger mit dem Mietmobil

Campen ist wie eine Liebe fürs Leben. Hat man sein Herz für das Reisen im Wohnmobil entdeckt, möchte man es nicht mehr missen. Meist entscheidet sich auf der ersten Reise, ob man leidenschaftlicher Camper oder leidenschaftlicher Camping-Hasser wird. Da die Anschaffung eines Wohnmobils kostspielig ist, testen die meisten Camping- / Womo-Einsteiger ihre neue Reise- und Urlaubsart in einem Mietmobil.

Falls Du Dich in das Abenteuer stürzen möchtest: Hier kommen 8 Tipps , damit die erste Wohnmobilreise und die neu gewonnen Freiheit möglichst nicht in einem Disaster endet.

sinkende Freiheitsstatur
Bild von Photo Mix auf Pixabay

Der erste Tipp: Vergess die Theorie!

Auch wenn Du vor deiner ersten Wohnmobil-Reise jede Menge Fachbücher, Magazine und entsprechende Websites verschlungen hast, holt dich die raue Wirklichkeit garantiert in Form kleiner Details ein, auf die dich zuvor keiner aufmerksam gemacht hat. Deswegen gilt: Teste das Fahrzeug, das dich drei Wochen durch den Urlaub begleiten soll. Am besten nimmt man sich in der Nebensaison ein Wochenende dafür Zeit. Hinterher weißt Du auf jeden Fall, was Du alles nicht weißt – und welche Fragen Du deinem Fahrzeugverleiher stellen musst. Es wäre jedenfalls wagemutig, sich ausschließlich auf die Einweisung bei der Fahrzeugübergabe zu verlassen. Auch wenn sich viele Berater dafür bis zu eineinhalb Stunden Zeit nehmen: Als unvorbereiteter Kunde ist man so überfordert mit dem Fachchinesisch, dass nur ein kleiner Teil im Gedächtnis hängen bleiben dürfte. Mal ehrlich: Würde dich ein richtiger Chinese eineinhalb Stunden zutexten, könntest Du im Anschluss trotzdem kein Chinesisch.

Frau, die überlegt

Zweiter Tipp: Mach dich mit den Abmessungen des Mietmobils vertraut und übe das Einparken.

Du glaubst ja gar nicht, wie viele Camper eine große Freude daran haben, Camper-Anfängern beim Einparken zuzusehen. Damit Du unfallfrei agieren kannst, sollte das erste Wohnmobil kein Neun-Meter-Koloss sein, sondern sich in der Längenkategorie sechs bis sieben Meter bewegen. Da die meisten Wohnmobilisten mindestens zu zweit unterwegs sind, sitzt idealerweise der eine am Steuer und der andere weist ein. Wichtig ist, sich beim Einparken auf dieselben Begriffe zu einigen, sonst droht Streit, also bitte nicht so wie bei diesem authentischen Beispiel: „Wie weit kann ich noch?“ „Noch ein Stückchen.“ „Was meinst du mit „Stückchen“?“ „Na, ein Stückchen halt“ „Bitte in Zentimetern.“ „Ich habe keinen Zollstock:“ „Dann schätze doch, also, wie viel?“ „Ein Stückchen.“ 

großes amerikanisches Mietmobil

Dritter Tipp: Die meisten Wohnmobile sind für ein Gesamtgewicht von maximal 3,5 Tonnen zugelassen.

Da jede Menge Stauraum zur Verfügung steht, neigen Camping-Neulinge dazu, diesen Stauraum maximal zu nutzen. Doch Vorsicht: Die Zuladung bei den meisten Wohnmobilen in dieser Gewichtsklasse liegt zwischen 350 und 500 Kilogramm. Darunter fallen alle Mitfahrer (nur der schlanke Fahrer bis 75 Kilogramm nicht), Kleidung, außerdem Camperstühle und -tische sowie Zusatzausstattung, die nach der Zulassung montiert wurde. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man das reisefertige Wohnmobil auf einer Lkw-Waage wiegen. Diese findet man etwa auf Recyclinghöfen und an Werkstätten. Die Gebühr fürs Wiegen ist auf jeden Fall günstiger als die Strafe fürs Überladen. In Frankreich etwa kostet das Bußgeld selbst für eine geringe Überladung mindestens 135 Euro. 

völlig überladenes Fahrzeug

Vierter Tipp: Vor nichts haben die meisten neuen Camper mehr Muffensausen, als vor der Premiere an der Entsorgungsstation.

Ja, es ist gewöhnungsbedürftig, eine Fäkalienkassette mit zwölf Kilogramm Inhalt tapfer über den halben Campingplatz zu tragen, um sie dann an der vorgegebenen Stelle in einem Auffangtrichter aus Edelmetall zu entleeren. Um den Ekelfaktor auf ein Minimum zu reduzieren, bietet sich die Verwendung von Einweg-Gummihandschuhen an, die man am besten im Hunderterpack an Bord hat. Die Kassette ist luftdicht, weswegen beim Ausgießen eine Kleinigkeit zu bedenken ist. Um einen Unterdruck in dem Behälter zu verhindern, gibt es am hinteren Ende jeder Kassette einen Knopf, den man während des Ausgießens gedrückt hält. Dadurch kann Luft nachströmen. Diejenigen, die das nicht wissen, laufen Gefahr, dass sich das letzte Drittel der Kassette explosionsartig entleert und Teile davon beim Auftreffen auf den Auffangtrichter sprenkelhaft zurückgeschleudert werden. In der Praxis zeigt sich das dadurch, dass – erstens – ein lauter Kraftausdruck zu hören ist und – zweitens – der betreffende Camper die Entsorgungsstation fluchtartig verlässt – mit einem spontan aufgelegten Sommersprossen-Make-up. 

Entlüftungsknopf am Fäkalientank

Fünfter Tipp: Such Dir auf dem Campingplatz eine möglichst ebene Parzelle aus.

Zur Kontrolle ist eine 🛒Reise-Wasserwaage nützlich. Unebenheiten von bis zu fünf Prozent lassen sich mit Auffahrkeilen aus Kunststoff ausbügeln. Wenn es Dir jedoch nichts ausmacht, dass sich in deinem Kopf in der Nacht das Blut staut, weil die Füße deutlich höher liegen, kannst Du auf die Keile verzichten. Dann solltest Du unbedingt Kopfschmerztabletten dabei haben.

Kreuzwaage klein

Sechster Tipp: An Bord nahezu aller Wohnmobile befindet sich ein „Frostwächter“.

Dieses Ventil lässt das Wasser aus der Anlage ab, sobald die Temperatur im Fahrzeug auf unter vier Grad fällt. Mach dich unbedingt mit dem kleinen Helfer vertraut, denn er neigt zu übertriebener Vorsicht. Wer Frischwasser bei kühleren Temperaturen auffüllt und anschließend sogleich losfährt, läuft zwar wegen der Fahrbewegungen nicht Gefahr, dass das Wasser in den Leitungen gefrieren kann. Das weiß aber der Frostwächter nicht und lässt das Wasser ab der eingestellten Minimaltemperatur kontinuierlich ab. Das kann sogar an einem frischen Frühlingstag noch passieren. Gut, wenn man weiß, wie sich diese Funktion abschalten lässt. 

Frostwächter
Frostwächter

Siebter Tipp: Es gibt Kleinigkeiten, auf die man nicht verzichten kann.

Dazu zählen: eine 🛒Taschenlampe (falls das Bordlicht ausfällt), einen 🛒CO-Melder (Kohlenmonoxid) und ein Gasmessgerät, um zu ermitteln, wie viel Gas noch in der Flasche ist. Zudem muss jeder Camper mal den Frischwassertank nachfüllen. Sehr, sehr wichtig: Nimm deinen eigenen Trinkwasserschlauch mit, am besten mit Universaladapter. Warum? Nun, manche Schläuche an den Ver- und Entsorgungsstationen sehen aus, als hätte sie schon mal jemand in den falschen Tank gehängt.

Ver- und Entsorgungsstation

Achter Tipp: Halte dich nicht starr an deinen Reiseplänen fest, wenn das Wetter nicht mitspielen will.

Nichts macht weniger Spaß, als im Wohnmobil eine sich über Tage hinziehende Schlechtwetterzone abzuwarten. Da der im Mobil zur Verfügung stehende Platz oft nur unwesentlich größer ist als die normale deutsche Gefängniszelle, kann mieses Wetter schnell mürbe machen (das ist übrigens der Hauptgrund, warum Menschen zu Camping-Hassern werden). Das Schöne an dieser Form des Reisens ist ja die Flexibilität. Fahr dem Regen davon und der Sonne entgegen – was wiederum bedeutet, dass man nicht für jeden Tag des Urlaubs einen Camping- oder Stellplatz reserviert haben sollte. Und wenn sich dann abends am Zielort kein freier Campingplatz mehr findet? Das macht doch nichts. Dann parkst Du eben abseits der Profi-Plätze. Apps wie „Park4Night“ geben Tipps, wo sich eine Übernachtung lohnt. In Deutschland ist dies „zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ überall dort erlaubt, wo es nicht explizit durch Schilder verboten ist. 

Fahrerin fährt im Wohnmobil
bei miesem Wetter – mobil bleiben und der Sonne entgegen fahren

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2 Antworten zu „8 Tipps für Womo-Einsteiger mit dem Mietmobil“

  1. Avatar von sinnlosreisen

    Sehr schön beschrieben! Wir sind tatsächlich vom Campinghasser zum Campingliebhaber geworden. Haben aber zwei Anläufe gebraucht. Unsere Erfahrungen habe ich hier dokumentiert: https://sinnlosreisen.blog/2021/07/02/sinnlos-campen-fur-anfanger/

    1. Avatar von Mick / SlowVento "Jetzt ist gut - Zeit für langsames Reisen"

      Hey Marco, vielen dank für die Blumen. Und dein Beitrag zu deinen Erfahrungen – einfach Top!

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